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21.08.2017 – Sofitag

Der Tag der Sofi begann auch wieder sehr früh, da wir vor dem erwarteten Verkehrschaos am Beaver Dick Park, unserem Beoachtungsort, eintreffen wollten. Abfahrt am Motel war daher auf 5:30 Uhr terminiert. Die Fahrtzeit vom Motel zum Beobachtungsort betrug eine reichliche halbe Stunde.

Wir waren noch vor Sonnenaufgang da und begannen mit dem Aufbau des Equipments. Wir hatten insgesamt 4 Kameras auf die Sonne gerichtet, von denen 3 vollautomatisch über 2 Laptops gesteuert wurden. Daneben noch weitere Kameras für Umbegungsbilder, Zeitrafferaufnahmen u.ä. sowie Feldstecher für die visuelle Beobachtung. Daneben hatten wir noch 2 Experimente laufen, die kontinuierlich Wetterdaten aufzeichneten.
Unsere umfangreiche Ausrüstung fiel natürlich auf und so zogen wir immer wieder andere Besucher an, die uns neugierig beäugten, Bilder machten (wer uns irgendwo bei Facebook, Instagram o.ä. findet, gern Bescheid geben!) und/oder uns diverse Fragen zur Ausrüstung stellten.
Die Probeaufnahmen vor dem ersten Kontakt zeigten, dass die Belichtungszeit für die partielle Phase zu lang eingestellt war. 3 Minuten vor dem ersten Kontakt habe ich daher das Aufnahmescript noch einmal angepasst um die Belichtungszeiten zu korrigieren. Ich hatte schon die Bias und Darkframes im Kasten. Da ich die Vorschläge vom MMV-Projekt größtenteils eingehalten habe, waren auf meiner Speicherkarte schon dutzende Bilder(Bias-, Dark- und Flatframes) gespeichert. Manchmal braucht in diesem Fall die Steuerungssoftware gefühlte Ewigkeiten, bis es das Steuerungsscript geladen hat. Den Grund dafür kenne ich noch nicht – aber ich habe eine Vermutung. Murphy ergriff natürlich die Gelegenheit. 3 Minuten vor dem ersten Kontakt trat genau dieser Effekt auf – das Programm brauchte ewig, bis es das Script geladen hatte. Ein kleiner Trick half hierbei – Fach mit der SD-Karte an der Kamera kurz öffnen und wieder schließen. Dadurch wird die Verbindung zur Kamera kurz unterbrochen. Das führt aber dazu, dass das Script sofort geladen und bereit ist.

Nun übernahm das Script die Steuerung der EOS-Kamera. Das zweite Teleskop mit einer ASI1600 als Kamera wurde mit Firecapture gesteuert. Hierfür nutzte ich die aktuelle Betaversion, da nur diese Version über die entsprechende Erweiterung verfügt, um Aufnahmen zu einem definierten Zeitpunkt zu starten. Leider arbeitet das Scripting-Interface (noch) nicht sehr zuverlässig und bleibt häufiger einfach hängen. Auch hier nutzte Murphy seine Chance. Das Script blieb nach der 4. Belichtungszeit hängen. 2-3 weitere Belichtungszeiten hätte ich noch gut gebrauchen können. Ich will mich aber nicht beschweren. Das Script, dass die EOS1000D steuerte, funktionierte  perfekt und so habe ich genug Material, mit dem ich mich beschäftigen kann. Auch die Experimente mit den Wetterdaten funktionierten problemlos. Die Aufbereitung und Auswertung der Bilder und Daten werde ich erst nach der Reise durchführen können. Bis dahin gibt’s die obige quick&dirty Bearbeitung der Aufnahmen von der ASI1600.

Die Sonnenfinsternis selbst war wieder ein unglaublich beeindruckendes Erlebnis. Wie immer war sie viel zu kurz. Ich war so vom Anblick der sich schnell verdunkelnden Sonne und der sich langsam zeigenden Korona so in den Bann gezogen, dass ich fast vergaß, die Filter von den Teleskopen zu nehmen. (Und das obwohl ich dies bereits meine 6. totale Sonnenfinsternis war – und die 5. die ich fotografisch dokumentieren konnte!) So gingen ein paar Aufnahmen schief, weil ich den Filter zu spät abnahm. Auch danach musste ich mit einem Auge immer wieder einen Blick auf den Latop werfen und so merkte ich, dass das Belichtungsscript für die ASI nicht funktionierte. Ich musste daher während der Totalität das Script anpassen und neu starten. Da ich die Totalität natürlich auch visuell genießen wollte, achtete ich nach dem Neustart und Beginn der ersten Belichtung nicht mehr darauf, ob es sauber durchlief. Nach dem Ende der Totalität sah ich, dass es sich nach einigen Belichtungen wieder aufgehängt hatte. Ärgerlich, aber nicht mehr zu heilen! Eine Sonnenfinsternis lässt sich nicht wiederholen. Jeder Fehler und jede Nachlässigkeit zeigt sofort Wirkung!

Der Anblick der Korona sowohl mit als auch ohne Feldstecher war wieder unglaublich. Es lässt sich nur schwer beschreiben. Der Anblick ist so surreal und faszinierend zugleich. Die vom Mond komplett verdeckte schwarze Sonnenscheibe und darum herum der Lichtkranz der Korona mit seinen weitläufigen Strahlen und feinen Details. Dazu ein paar prächtige Protuberanzen, die klar erkenntlich Spuren in der Korona hinterließen. Ich kann mich an diesem Anblick einfach nicht satt sehen. Dazu kurz vor und nach der Totalität der Diamantring-Effekt, bei dem die letzten Sonnenstrahlen noch durch die Mondtäler scheinen während die Korona schon deutlich zu sehen ist.

Diese Sonnenfinsternis hielt sogar noch eine weitere Überraschung bereit. Es gab nicht 2, sondern sogar 3 Diamantringe! 2 am Himmel und einer auf der Erde. Ich hoffe, ich verrate jetzt nicht zu viel, aber ich glaube, die wichtigsten Familienmitglieder haben es schon erfahren. Kurz nach dem 2. Diamantring hielt Marc um Steffis Hand an…..stilecht mit einem Diamantring. Herzlichen Glückwunsch und danke, das ich den Moment miterleben durfte. Bei einem Gläschen (naja, es war ein Pappbecherchen) Sekt, haben wir dann kurz danach auf die Verlobung und die erfolgreiche Sonnenfinsternis angestoßen.

Danach ging es dann wieder zur normalen Routine über. Weitere Aufnahmen bis zum Ende der 2. partiellen Phase. Ab und zu Kontrolle, dass der Laptop noch brav die Kamera steuerte und hin und wieder ein Blick durch Sofibrille oder Feldstecher (mit Sonnenfilter) auf die partiell verdeckte Sonne.

Nach dem 4. Kontakt hieß es dann alles wieder zusammenpacken. Wir haben noch unseren mitgebrachten Proviant dezimiert, bevor wir uns auf den Rückweg nach Idaho Falls machten. 2 Tage vor der Sonnenfinsternis hatten wir schon ein paar Schleichwege erkundet, um den erwarteten Stau zu umgehen. Auf der Hinfahrt waren wir früh genug unterwegs, so dass wir die Interstate nutzen konnten. Den Rückweg fuhren wir über die Schleichwege und brauchten trotzdem die doppelte Zeit. Obwohl die meisten sich bereits nach dem 3. Kontakt auf den Weg machten und wir erst 2 Stunden später los fuhren, waren die Straßen noch völlig verstopft.

Fazit: Wieder ein ganz besonderes Erlebnis, dass man nicht vergessen wird. Nach der Sonnenfinsternis ist vor der nächsten Sonnenfinsternis…und so gibt es schon Überlegungen für die nächsten Sofis 2024 in USA und/oder 2026 in Island!

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